Prinzenleben

prinzenleben coverAls Charlie Prins mit dem Los seines Großvaters im Postleitzahlen-Lotto gewinnt, steht sein Leben von einem Tag auf den anderen Kopf. Plötzlich wird er auf der Straße angesprochen und vor seiner Haustür drängen sich fremde Menschen, die etwas von ihm wollen: Sensation, Spannung und vor allem Geld. Auf Anraten zieht Charlies Familie erst mal von ihrem Hausboot in ein Nobelhotel. Seine Schulfreundin Tara findet das zwar etwas übertrieben, trotzdem ist sie fest davon überzeugt, dass Geld glücklich macht.
Doch Charlie ist sich da bald nicht mehr so sicher. Denn bis auf Tara behandeln ihn plötzlich alle anders und auch seine Eltern kommen durch das viele Geld in Bedrängnis. Als Charlie klar wird, wie viel schwieriger das Leben zu Hause geworden ist, fasst er einen Entschluss: Das Geld muss weg!

Verlag: Carlsen
Seitenzahl: 208
Carlsen Taschenbücher Nr.990 (2011)
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Übersetzung: Rolf Erdorf

Rezension www.lovelybooks.de von elli_ge

Geld macht glücklich – oder? Als Charlie, für den Lachen das Wichtigste auf der Welt ist, plötzlich 6 Millionen Euro im Lotto gewinnt, sind natürlich alle erst mal glücklich – Tod des Opas hin oder her. Plötzlich kann er alles haben, was er will, seiner Klasse mal eben iPods spendieren – doch mit der Zeit merkt er, dass es doch gar nicht so toll ist … Und er entscheidet: Das Geld muss weg!

“Deine Mutter ist lieb”, sagt sie noch einmal.
Er nickt.
“Prims?”
“Was?”
“Du auch, weißt du. Du bist auch lieb.”
Er holt tief Luft und macht schon mal den Mund auf. Aber er kennt tatsächlich keinen Witz über die Liebe.
Wirklich nicht einen.

Allgemein
Ich hatte von dem Buch nicht viel erwartet. Wirklich nicht. Kein ansprechender Titel, Cover noch schlimmer … Ich wollte es jetzt eigentlich nur lesen, weil es das dünnste Buch war, das auf meinem SuB lag. Doch daraus hat sich nun etwas anderes entwickelt. Ich würde ja sagen, eine Lawine, aber das ist schon wieder zu übertrieben. So bisschen, wie wenn ein Stein ins Wasser fällt und am Anfang nur ganz kleine Wasserkreise zu sehen sind. Manchmal werden sie größer, aber manchmal gehen sie auch einfach im Wasser unter. Ich glaube, eine gute Metapher für dieses Buch. Ich bin gespannt, was ich nach der Rezension so darüber denke. Ob es einfach nur etwas besser als Mainstream ist oder wirklich etwas besonderes.

Die Idee an sich ist ziemlich einfach. Einfach aber genial, sozusagen. Die Witze fand ich bis gerade eben zwar immer ziemlich fehl am Platz – doch jetzt fällt mir auf, dass selbst die irgendwie da rein mussten, sonst wäre “Prinzenleben” nicht das, was es ist. Auch schön fand ich die Erwähnung der ganzen Kinder-Klassiker. Dick und Doof, “Die Muppets” und so.

Es war zwar vorauszusehen, dass er die 6 Millionen gewinnt – war ja klar – aber trotzdem gut gemacht. Die Entwicklung von Kaum zu glauben über Einfach da und Nervt schon bis hin zu Es muss weg war wirklich gut gemacht und auch erstaunlich gut nachzuvollziehen. Ich fand dann die Aktion von ihm und seiner Mutter wirklich toll, denn an seinem Vater hat man echt nur zu gut gesehen, was Geld so anrichten kann.

Ja. Geld eben. Das ist ja das Thema von dem Buch. Und … Man hat danach irgendwie schon einen anderen Blickwinkel darauf. Die eine Stelle mit den Statistiken fand ich sehr toll. Irgendwie sagte da Charlies Freund, dass man Geld wirklich nur dann braucht, wenn man kein Bett und kein Essen hat – denn dann braucht man Geld, um sich das zu kaufen. Und danach will man nur immer mehr Geld. Auch eine Statistik erwähnte er noch, nämlich eine, die besagte, dass Kinder, wenn sie die Auswahl zwischen 1) sie 10€ und der Rest 5€ oder 2) sie 100€ und die anderen 200€ natürlich die erste nehmen würden. Denn es geht darum, mehr zu haben als die anderen. Es geht immer nur darum.
Und von der Stelle fing ich an, richtig mitzudenken und das Buch toll zu finden. Denn auch ich hätte Variante 1 genommen. Wer nicht?

Charaktere
Charlie ist 13 – und das merkt man auch. Manchmal, wenn ich mir schon die Hand vor den Kopf schlagen wollte, kam dann doch wieder die Erinnerung. “Hey, er ist 13, da ist man eben noch so naiv!” Wäre er 15 oder so gewesen, wäre das sehr negativ gewesen. Aber er war nun mal 13 – und so muss ich das akzeptieren. Und im Übrigen verändert er sich ja auch, seine Aktion zum Schluss ist toll – wenn eben auch sehr, sehr, sehr naiv. Aus seinem ganzen Handeln spricht eigentlich Naivität! Er will wirklich immer nur Witze machen – und deshalb fand ich auch das Zitat von oben (das sind im Buch die letzten Sätze) so toll. Da kapiert er nämlich endlich mal, dass es auch noch etwas anderes gibt. Endlich.
Tara … Es fällt mir sehr schwer, sie einzuordnen. Sie ist nicht 0815, aber eben auch nicht besonders-toll. Für 13 ist sie mir auf jeden Fall einschüchternd intelligent. Doch ihre Einstellung zu Geld hat mich immer wieder die Augen verdrehen lassen. Natürlich hat sie es sehr schwer im Leben und Geld würde ihr sicher etwas bringen – aber dann immer wieder dieser Wunsch vom Pool mit Heizung und Luxusvilla! Das war mir dann doch zu viel.

Der erste Satz
Viele Witze über den Tod kennt Charlie nicht.

Schreibstil
Er ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig geschrieben. Erinnert mich irgendwie an “Nichts”, aber auch an alte DDR-Kinderbücher, zumindest teilweise. Jedenfalls spürt man Charlies Naivität selbst im Schreibstil hinaus. Man kommt locker durch, aber manchmal gefiel es mir auch nicht so toll. Ich weiß nicht, woran es lag! Vor Allem, wenn zehn Seiten weiter ich nur wieder dachte: “Wow, wie toll!”

Fazit
4 Punkte? Zu schlecht. 5 Punkte? Zu gut. Allerdings … Cover und Titel spielen bei mir ja auch noch immer eine große Rolle. Zumindest vom Nachdenken her super. Der Schreibstil merkwürdig, Charaktere annehmbar … Für Menschen, die solche dünnen, zum Nachdenken anregenden bzw. leicht philosophische und komisch geschriebenen Bücher mögen, wird das perfekt sein – für 0815-Leseratten aber eher schwere Nahrung. Obwohl es wirklich schon gut ist! Und wer weiß, vielleicht wird dieses unbekannte Buch ja doch noch eine große Wasserkreis-Lawine …

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